MB: Wie muss man sich die Planung einer solchen Tour vorstellen?
CK: Die Organisation war herausragend! Die komplette Tour wurde von Gerhard Dashuber minutiös geplant und es wurde an alles gedacht. Es war unser Gruppenziel, über die 40 Stunden hinweg eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 29km/h zu fahren und die Pausenzeiten exakt einzuhalten, damit wir am Sonntagabend pünktlich um 20:30 Uhr in Oberwössen eintrafen würden. Aufgrund von äußeren Faktoren wie Regen, etlichen Umleitungen und Straßensperrungen, Ampeln, Kopfsteinpflaster und Straßenbahnschienen in den Städten konnte der geplante Schnitt leider nicht ganz gehalten werden. Nach 750 km Radfahren kamen wir am Sonntagmorgen um ca. 10:00 Uhr mit einer nicht einzufahrenden Verspätung in Waldsassen in der Oberpfalz an. Dort war eine einstündige Frühstückspause eingeplant, bevor es auf die letzten 350 km nach Oberwössen gehen sollte. Da um 20:30 Uhr die Einfahrt in Oberwössen mit Live-Musik, TV-Team des Bayerischen Rundfunks, Begrüßung und Abschlussparty geplant war, haben die Organisatoren die Entscheidung getroffen, dass wir Sonntagmittag eine Teilstrecke mit Hilfe der Begleitfahrzeuge motorisiert zurücklegen, um wieder Zeit gutzumachen.
MB: Wann war Dein Tiefpunkt bei dieser Tour?
CK: Das muss Sonntagfrüh zwischen 3 und 4 Uhr gewesen sein. Mir war kalt, mein Gesäß schmerzte und ich bekam auf Grund der Übermüdung Konzentrationsprobleme. Zu dieser Zeit saßen wir auch bereits über 22 Stunden auf dem Rennrad.
MB: Solch ein Unterfangen macht man wahrscheinlich nicht alleine? Wer hat Euch während der Fahrt unterstützt?
CK: Es waren drei Begleitfahrzeuge mit Anhänger und jeweils drei Betreuern dabei. In den Gespannen wurden die persönlichen Gegenstände in personalisierten Boxen transportiert, wie Verpflegung, Wechselwäsche, Energy Drinks, Werkzeug und Ersatzteile. Ohne unser Betreuerteam wäre diese Anstrengung nicht möglich gewesen.
Die Begleitfahrzeuge waren auch immer in unserer Nähe. Kurz vor einer Pause fuhren sie voraus und stellten unsere persönlichen Aufbewahrungsboxen in Reih und Glied. Als wir an den Pausenstationen ankamen, waren die Äpfel bereits geschnitten, Bananen lagen bereit, Brillen wurden geputzt und Flaschen gefüllt. Die Betreuer haben uns Fahrern sprichwörtlich die Wünsche von den Lippen abgelesen. Dafür waren wir ihnen unglaublich dankbar und es motivierte uns zusätzlich.
MB: Wie bereitet man sich im Team auf so eine 40 Stunden Tour vor?
CK: Als Vorbereitung sind wir im Mai über Nacht mit dem Rennrad von Rimsting am Chiemsee zum Gardasee gefahren. Zudem gab es im März ein Trainingslager in Italien und eine weitere Tour von Garching über Passau nach Wien, ebenso für einen guten Zweck für herzkranke Kinder. Dadurch konnten sich die meisten Teilnehmer schon vorab kennenlernen und das Fahren im Team trainieren. Natürlich sollte man auch selbst ab und zu zum Radeln gehen…
MB: Warum macht man bei so einer Strapaze mit?
CK: Wenn man eine seiner Lieblingsbeschäftigungen einem guten Zweck widmen kann, sollte man nicht zögern. Ich freue mich sehr, dass ich bei dieser Fahrt dabei sein durfte und dabei Kindern helfen konnte. Darüber hinaus wollte ich natürlich für mich wissen, ob ich so eine Tour konditionell durchstehen kann.
MB: Was war am schlimmsten?
CK: Es war nicht die Müdigkeit. Es war nicht die Kraft oder Kondition. Sondern das Sitzen. Nach circa 29 Stunden non-Stopp Radfahren fand ich keine schmerzfreie Sitzposition mehr auf dem Sattel. Trotz einer Sattel Sonderanfertigung für die Tour...
MB: Was motiviert einen, wenn man am Boden bist?
CK: Zum einen die Gruppendynamik und das Bewusstsein, dass es den anderen genauso geht wie dir selbst. Darüber hinaus haben uns die beiden Gruppenführer stets sehr gut motiviert. Zudem denkst du natürlich an den guten Zweck, an die Kinder und an deine Paten und Patenfirmen, denen man etwas schuldig ist. Schließlich kommt auch wieder eine Pause und du wirst von neun Betreuern empfangen, die an dich glauben und dich motivieren. Um 22:00 Uhr hat Toni Kroos im Spiel gegen Schweden in der Nachspielzeit das 2:1 für Deutschland geschossen. Das gab natürlich auch zusätzlich Druck aufs Pedal.