12/2022: Mittlerweile bin ich seit fast drei Monaten hier in São Paulo und es ist sehr viel passiert. Besonders die ersten Wochen waren sehr aufregend und jeder Tag war aufregend. Ich war beeindruckt, wie herzlich ich von jedem hier begrüßt und aufgenommen wurde. Insbesondere an die Reaktion der Kinder kann ich mich sehr gut erinnern, da sie sich direkt auf mich geschmissen haben und mir gleich die ganze Einrichtung zeigen wollten. Generell drehte sich auch meine erste Woche darum erstmal die Einrichtung kennenzulernen.
Zu Monte Azul gehören insgesamt 3 Einrichtungen: die Haupteinrichtung Monte Azul, Peinha und meine Einsatzstelle Horizonte Azul. Während die anderen beiden Stellen zentraler in São Paulo liegen und zum Teil direkt in die, den gleichen Namen tragenden Favelas integriert sind, ist die Umgebung rund um Horizonte Azul eher ländlich im Vergleich. Mehr Natur und bessere Luft sind definitiv vorteilhaft an meiner Einsatzstelle, als Nachteil kann man jedoch die große Entfernung zu der Haupteinrichtung und dem Zentrum nennen, da bis zu südlichsten Metro Station mindestens eine Stunde Busfahrt benötigt wird, je nach Verkehr auch mal 1,5 Stunden. Jedoch gewöhnt man sich schnell an die großen Distanzen innerhalb der Stadt und durch die unbekannte Umgebung und verrückt fahrenden Busfahrer sind die Fahrten auch immer erlebnisreich. Trotzdem nutzen wir sehr oft die preisgünstige Variante Uber da die Busse sehr voll sind, da die meisten Menschen aus der Peripherie in die Stadt pendeln. Kürzere Fahrten gibt es schon ab umgerechnet 1,20€ und sind damit oftmals günstiger als der Bus.
Besonders zu Beginn meiner Dienstzeit zeichnete sich aber ein wesentlichees Problem im Alltag ab: fehlende Portugiesischkenntnisse. Jede Person, die man traf – egal wo – war sehr interessiert daran, sich mit einem zu unterhalten. Darüber, wer man ist, was man macht und wo man herkommt. Diese Fragen hört man sehr oft, da europäisch aussehende Menschen kaum in der Peripherie zu sehen sind. Leider konnte ich aber in den ersten 6 Wochen beinahe nichts verstehen und auch kaum die Fragen beantworten. Mit zunehmender Zeit und viel Üben zuhause, begann ich, immer besser zu werden. Nach ca. 2 Monaten konnte ich schon kleinere Gespräche über simplere Dinge führen und mittlerweile verstehe ich schon größtenteils meine Gesprächspartner und kann mich über komplexere Themen wie Politik und Kultur unterhalten. Trotzdem würde ich jedem empfehlen, sich auch sprachlich besser auf ein Freiwilliges Soziales Jahr vorzubereiten, da man sich viel Zeit und Frustration spart. Bis zum wirklich fließenden Sprechen fehlt nämlich noch ein Stückchen und ich bin gespannt was ich nach weiteren 3 Monaten über meine Sprachkenntnisse sagen kann.
Das eben Genannte war besonders in der Arbeit anfangs problematisch, da ich kaum Aufgaben übernehmen konnte und auch nur selten verstand, was die Kinder von mir wollten. Mein normaler Arbeitstag gestaltet sich so:
Um 6:30 Uhr morgens klingelt mein Wecker und ich stehe auf, dusche und frühstücke etwas. Um 7:20 Uhr muss ich das Haus verlassen und nach ca. 7 Minuten bin ich an meinem Arbeitsplatz. Um 7:30 Uhr sind die meisten Kinder auch schon da und es werden gemeinsam zum Start in den Tag Lieder gesungen und ein Gebet gesprochen. Danach gibt es Frühstück für die Kinder, meist simple Dinge wie Cracker mit einer Art Frischkäse und dazu Tee oder Kakao. Dann gibt es je nachdem eine gemeinsame Aktivität wir Malen oder Basteln oder die Kinder haben Freizeit und spielen auf dem Gelände. Es gibt 2 Fußballplätze, einen großen Spielplatz und Tischtennisplatten. Jedoch werden besonders die Fußballplätze benutzt, wo ich während der Spielzeit auf die Kinder aufpasse und oft auch selber ein bisschen mit ihnen kicke.